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Kroatiens Metallindustrie kann noch mehr exportieren

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Kroatien ist in der Metallverarbeitung breit aufgestellt. Die vorwiegend kleinen Unternehmen sind interessante Partner für qualitativ hochwertige Auftragsfertigung.

Metallindustrie

Kroatien besitzt nach Slowenien die zweitstärkste Volkswirtschaft unter den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. Traditionell ist der Dienstleistungssektor sehr stark, was der großen Bedeutung des Tourismussektors geschuldet ist. Das verarbeitende Gewerbe trug 2022 knapp 12 Prozent zum kroatischen Bruttoinlandsprodukt bei. 

Dabei ist die Metallindustrie der zweitwichtigste Industriezweig in Kroatien. Im vergangenen Jahr 2023 hatte die Herstellung von Metallerzeugnissen (NACE 25) einen Anteil von 8,2 Prozent an der industriellen Wertschöpfung des Landes. Die Metallerzeugung und -bearbeitung (NACE 24) trug weitere 1,6 Prozent zur industriellen Wertschöpfung bei. Insgesamt beziffert das kroatische Statistikamt den Produktionswert der kroatischen Metall- und metallverarbeitenden Industrie für 2021 auf gut 2.556 Millionen Euro. 

Kroatische Metallexporte gehen in erster Linie nach Deutschland

Für kroatische Waren ist Deutschland neben Italien der wichtigste Abnehmer. In den letzten zehn Jahren haben sich die Exporte in die Bundesrepublik verdreifacht, auf rund 2,8 Milliarden Euro im Jahr 2023. Das entspricht 12,1 Prozent der gesamten kroatischen Exporte. Fertige Metallprodukte sind zweitwichtigstes Exportgut, den Spitzenplatz belegen elektrische Ausrüstungen.

Insgesamt lieferte Kroatien 2023 Metallerzeugnisse im Wert von 311,5 Millionen Euro nach Deutschland. Das waren rund 22 Prozent aller Ausfuhren von Metallerzeugnissen des Landes. Außerdem lässt sich eine deutliche Dynamik der deutschen Nachfrage erkennen: Noch 2012 lag der Wert der nach Deutschland exportierten Metallprodukte bei mageren 77,4 Millionen Euro. Seitdem hat sich der absolute Warenwert mehr als vervierfacht.

Kleine Serienproduktionen mit hoher Qualität

Laut offiziellen Statistiken waren 2022 insgesamt 106 metallerzeugende Unternehmen in Kroatien tätig, darunter 43 Gießereien. In der Herstellung von Metallerzeugnissen waren 4.028 Unternehmen aktiv. Bei der kroatischen Produktion dominiert die Fertigung von Stahl- und Leichtmetallkonstruktionen, großes Gewicht hat aber auch die Oberflächenveredelung. An die 1.000 Hersteller produzieren Metallteile nach Maß. Die Branche ist insgesamt kleinteilig strukturiert: Mehr als drei Viertel aller Unternehmen sind Klein- und Kleinstbetriebe und befinden sich oft in Familienbesitz. Nur 2 Prozent der Hersteller beschäftigen 50 Mitarbeiter oder mehr.

Gerade die geringe Betriebsgröße macht die kroatische Metallindustrie aus: Produziert wird in kleinen Serien, dafür mit hohen Qualitätsansprüchen. Klaudia Oršanić-Furlan, Geschäftsführerin der Vertriebsgesellschaft der deutschen Auslandshandelskammer in Zagreb (AHK Kroatien), sieht in der Branche eine große Offenheit und hohes Interesse an internationalen Aufträgen. Deutsche Auftraggeber genießen einen besonders guten Ruf.

Für den Standort spricht auch, dass Kroatien nach wie vor erhebliche Kostenvorteile gegenüber anderen EU-Staaten bietet. Laut Eurostat betrugen die durchschnittlichen stündlichen Lohnkosten 2023 in Kroatien 14,40 Euro. Der Durchschnitt der 20 Euroländer lag im selben Zeitraum bei 35,60 Euro, während im Nachbarland Slowenien eine Arbeitsstunde bereits durchschnittlich 25,50 Euro kostete. 

Wichtige Abnehmer in Automobilindustrie und Maschinenbau

Im Inland werden kroatische Metallerzeugnisse traditionell in der Bauindustrie und im Schiffbau eingesetzt. Ein wichtiger Abnehmer ist darüber hinaus die Automobil- und Zulieferbranche. Die kroatische Niederlassung der deutschen König Metall ist beispielsweise auf die Fertigung von Zulieferteilen für die Automobilindustrie spezialisiert, entwickelt und produziert in Kroatien aber auch komplexe Blechwerkzeuge. In Slavonski Brod stellt das Gießereiwerk der französischen Saint Jean Industries Gehäuseteile für Pkw-Motoren her. Auch andere Gießereien produzieren vornehmlich für die Kfz-Industrie.

Breit aufgestellt ist die Branche in der Präzisionsfertigung für den Maschinen- und Werkzeugbau. Das Unternehmen Metalis etwa bietet ein großes Produktportfolio: Mit 140 Beschäftigten ist der Traditionsbetrieb auf die Herstellung von Kabelrinnensystemen und Metallkonstruktionen spezialisiert, fertigt Ausrüstungen für Werkzeugmaschinen und bietet Dienstleistungen wie Laserschnitt, CNC-Fräsarbeiten sowie Verfahren zur Oberflächenbehandlung an. Vertriebsleiter Bojan Gorički berichtet, dass gut 99 Prozent der Produktion in den Export gehen, vorrangig nach Deutschland, Österreich und die Schweiz.

B.R.O.S.S. Tehnika produziert mit nur rund 20 Mitarbeitern in der Nähe von Rijeka hochpräzise Komponenten für Werkzeugmaschinen. Rund 98 Prozent der Fertigung werden exportiert, Deutschland ist dabei der mit Abstand wichtigste Abnehmer. Nach eigenen Angaben plant das Unternehmen eine deutliche Ausweitung der Produktionskapazitäten.

Branchenführer stellt auf Komponenten für Elektroautos um

Omco Croatia entstand 1997 nach Übernahme des kroatischen Werkzeugherstellers Straža Alatnica durch den belgischen Konzern Omco International. Inzwischen ist Omco Croatia einer der weltweit führenden Hersteller für Werkzeuge für die Glasflaschenproduktion. Aktuell weitet Omco International sein Produktportfolio auf die Zulieferung von Komponenten für Elektrofahrzeuge aus. Ein neuer Ventilblock für ABS-Bremssysteme in Elektromodellen soll 2026 in Kroatien in die Produktion gehen. An dem mittlerweile wichtigsten Standort der Omco Gruppe arbeiten über 700 Mitarbeiter.

Ungenutzte Exportpotenziale auf dem deutschen Markt

Laut einer Studie der kroatischen Wirtschaftskammer aus dem Jahr 2021 könnte die kroatische Metallindustrie ihr Exportgeschäft in verschiedenen Segmenten noch erheblich ausweiten. In der Analyse wird das ungenutzte Exportpotenzial für ausgewählte Produktgruppen aus der Differenz zwischen dem geschätzten Exportpotenzial und dem realisierten Exportwert ermittelt. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Absatzpotenziale vor allem auf dem deutschen Markt bestehen. Die Kapazitäten fielen je nach Produktgruppe unterschiedlich aus, am höchsten seien sie bei Metallkonstruktionen, Eisen- und Stahlerzeugnissen, Aluminiumprodukten und -konstruktionen, Formen für Glas, Drahtwaren sowie Schrauben, Muttern oder Unterlegscheiben.

Die AHK Kroatien kann eine größere Nachfrage deutscher Unternehmen nach Metalldienstleistungen und -produkten bestätigen. Sie unterstützt deutsche Einkäufer mit individueller Beratung bei der Geschäftspartnersuche vor Ort. Die Kammer in Zagreb ist Partner der Einkaufsinitiative Westbalkan und betreibt gemeinsam mit anderen Auslandshandelskammern der Region die digitale Lieferanten-Plattform AHK Europe Suppliers.

Lieferantensuche mit der Einkaufsinitiative Westbalkan

Seit 2015 organisiert der Bundesverband für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) B2B-Veranstaltungen für Lieferanten aus der Westbalkanregion, die mit deutschen Einkäufern vernetzt werden. Eine Fokusbranche ist die Metallindustrie. Partner sind die deutschen Auslandshandelskammern in der Region, einschließlich Kroatien und Slowenien. 

Die 10. Einkaufsinitiative Westbalkan findet am 12. Juni 2024 in München statt. Die Einkaufsinitiativen werden im Rahmen des KMU-Markterschließungsprogramms im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) umgesetzt.

Quelle: Artikel von Kirsten Grieß/ GTAI

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