Die kroatische Wirtschaft entwickelte sich 2023 beachtlich. Auch für 2024 stehen die Vorzeichen auf Wachstum. Der Tourismussektor und die hohe Nachfrage nach Bauleistungen sind wichtige Wachstumstreiber. Gebremst wird die Konjunktur durch fehlende Fachkräfte. Unternehmen stehen zunehmend im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte - und bieten immer höhere Gehälter und Zusatzleistungen. Das führt zu stark steigenden Kosten für den Faktor Arbeit. Mit einer Novellierung des Ausländergesetzes wollte die bisherige Regierung die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte erleichtern. Nach der Parlamentswahl im April 2024 ist das Inkrafttreten des Gesetzesentwurfs in weite Ferne gerückt. Die Arbeitslosenquote in Kroatien ist auf ein historisches Tief von 4,7 Prozent gesunken, wobei ältere Arbeitnehmer überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Zu den Stärken des kroatischen Arbeitsmarkts zählen ein hohes Bildungsniveau, gute Sprachkenntnisse, starke Mitarbeiterbindung, geringe Fluktuation und ein vergleichsweise niedriges Lohnniveau. Zudem gibt es EU-Fördermittel für Arbeitsmarktmaßnahmen. Schwächen sind jedoch der branchenübergreifende Fachkräftemangel, überdurchschnittlich steigende Arbeitskosten, saisonale Nachfrageschwankungen und ein Berufsausbildungssystem, das nicht den Anforderungen des Arbeitsmarkts entspricht. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, sind Weiterbildungsmaßnahmen und eine erleichterte Arbeitsmigration notwendig. Die kroatische Regierung hat bereits gesetzliche Änderungen vorgeschlagen, um die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte zu erleichtern, doch diese Maßnahmen sind nach den Wahlen im April 2024 ins Stocken geraten. Die kroatische Gesetzgebung ist an EU-Vorgaben angepasst, jedoch sind arbeitsrechtliche Verfahren oft langwierig und die Praxis der Arbeitsgerichte uneinheitlich. Deutsche Unternehmen sollten rechtskonforme zweisprachige Arbeitsverträge erstellen und rechtliche Unterschiede, insbesondere bei Überstundenregelungen und Kündigungsfristen, beachten. Die Arbeitslosigkeit variiert stark zwischen den Regionen. Die höchsten Raten finden sich in Slawonien, dem dalmatinischen Hinterland und der Region südlich von Karlovac und Sisak, während Zagreb, Istrien und nördliche Regionen wie Varaždin und Međimurje die niedrigsten Arbeitslosenquoten verzeichnen. Viele Kroaten scheiden frühzeitig aus dem Berufsleben aus, oft schon vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter von 65 Jahren, und Teilzeitbeschäftigungen sind selten. Der kroatische Arbeitsmarkt zeigt sowohl starke als auch schwache Seiten. Während das Bildungsniveau und die Mitarbeiterbindung positive Aspekte sind, bleibt der Fachkräftemangel eine zentrale Herausforderung. Um diese zu bewältigen, sind gezielte Maßnahmen in Weiterbildung und Migration notwendig. Regionale Unterschiede und demografische Faktoren spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Gestaltung der Arbeitsmarktsituation. Weitere Informationen finden Sie hier. Quelle: GTAI
Zum Jahresende in 2023 hat unser Mitglied Eccos zwei vierjährige Investitionsverträge mit der Europäischen Kommission im geschätzten Gesamtwert von 18,57 Millionen Euro unterzeichnet, die die Beschaffung und den Einbau der Sicherheitsausrüstung im Bereich Zugangskontrolle, Diebstahlsicherung, CCTV und Fernsteuerung in den von der Europäischen Kommission in Belgien und Luxemburg genutzten oder betriebenen Gebäuden umfassen. Im April 2024 wurde auch der dritte vierjährige Vertrag über die Verbesserung und Instandhaltung des technischen Schutzsystems im Wert von 15,80 Millionen Euro abgeschlossen, wodurch sich der Wert der Zusammenarbeit auf beeindruckende 34 Millionen Euro erhöhte. Die Verträge wurden im Konsortium mit der belgischen Firma European Security Concept abgeschlossen. Der Vertrag bezieht sich in Belgien auf nahezu 80 Objekte der Europäischen Kommission sowie 16 Objekte in Luxemburg mit ständig neuen hinzukommenden Gebäuden. Da es sich um Objekte handelt, die täglich von einer außerordentlich großen Anzahl an Mitarbeitern, Besuchern, Journalisten und Fahrzeugen genutzt werden, ist es notwendig, den einwandfreien Betrieb der vorgenannten Systeme sicherzustellen. Eccos ist seit Jahren exportorientiert und auf den Märkten aller Nachbarländer präsent. Sein Fachwissen im Bereich technischer Schutzsysteme und Rechenzentren ist auch in Westeuropa anerkannt. Auf dem deutschen Markt ist es über sein Unternehmen Deccos GmbH präsent. Ein aktuelles Projekt bezieht sich auf die Einrichtung großer Datenzentren in Frankfurt, wobei der von Deccos ausgeübte Teil der Arbeit einen wichtigen Bestandteil des Projekts darstellt. Der Wert der bisher in der ersten Projektphase beauftragten Leistungen beläuft sich auf etwa 1,50 Millionen Euro und betrifft den Entwurf und die Umsetzung von BMS-Systemen (Building Management System) und PMS-Systemen (Power Management System). Aufgrund der Vertraulichkeitsverpflichtung legen sie lediglich offen, dass sie mit den weltweit größten Investoren zusammenarbeiten und weisen darauf hin, dass solche anspruchsvollen Projekte im Einklang mit den Bestrebungen von Eccos sind, kroatisches Know-how, Wissen und Erfahrung in die Europäische Union zu exportieren.
Kroatien besitzt nach Slowenien die zweitstärkste Volkswirtschaft unter den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. Traditionell ist der Dienstleistungssektor sehr stark, was der großen Bedeutung des Tourismussektors geschuldet ist. Das verarbeitende Gewerbe trug 2022 knapp 12 Prozent zum kroatischen Bruttoinlandsprodukt bei. Dabei ist die Metallindustrie der zweitwichtigste Industriezweig in Kroatien. Im vergangenen Jahr 2023 hatte die Herstellung von Metallerzeugnissen (NACE 25) einen Anteil von 8,2 Prozent an der industriellen Wertschöpfung des Landes. Die Metallerzeugung und -bearbeitung (NACE 24) trug weitere 1,6 Prozent zur industriellen Wertschöpfung bei. Insgesamt beziffert das kroatische Statistikamt den Produktionswert der kroatischen Metall- und metallverarbeitenden Industrie für 2021 auf gut 2.556 Millionen Euro. Kroatische Metallexporte gehen in erster Linie nach Deutschland Für kroatische Waren ist Deutschland neben Italien der wichtigste Abnehmer. In den letzten zehn Jahren haben sich die Exporte in die Bundesrepublik verdreifacht, auf rund 2,8 Milliarden Euro im Jahr 2023. Das entspricht 12,1 Prozent der gesamten kroatischen Exporte. Fertige Metallprodukte sind zweitwichtigstes Exportgut, den Spitzenplatz belegen elektrische Ausrüstungen. Insgesamt lieferte Kroatien 2023 Metallerzeugnisse im Wert von 311,5 Millionen Euro nach Deutschland. Das waren rund 22 Prozent aller Ausfuhren von Metallerzeugnissen des Landes. Außerdem lässt sich eine deutliche Dynamik der deutschen Nachfrage erkennen: Noch 2012 lag der Wert der nach Deutschland exportierten Metallprodukte bei mageren 77,4 Millionen Euro. Seitdem hat sich der absolute Warenwert mehr als vervierfacht. Kleine Serienproduktionen mit hoher Qualität Laut offiziellen Statistiken waren 2022 insgesamt 106 metallerzeugende Unternehmen in Kroatien tätig, darunter 43 Gießereien. In der Herstellung von Metallerzeugnissen waren 4.028 Unternehmen aktiv. Bei der kroatischen Produktion dominiert die Fertigung von Stahl- und Leichtmetallkonstruktionen, großes Gewicht hat aber auch die Oberflächenveredelung. An die 1.000 Hersteller produzieren Metallteile nach Maß. Die Branche ist insgesamt kleinteilig strukturiert: Mehr als drei Viertel aller Unternehmen sind Klein- und Kleinstbetriebe und befinden sich oft in Familienbesitz. Nur 2 Prozent der Hersteller beschäftigen 50 Mitarbeiter oder mehr. Gerade die geringe Betriebsgröße macht die kroatische Metallindustrie aus: Produziert wird in kleinen Serien, dafür mit hohen Qualitätsansprüchen. Klaudia Oršanić-Furlan, Geschäftsführerin der Vertriebsgesellschaft der deutschen Auslandshandelskammer in Zagreb (AHK Kroatien), sieht in der Branche eine große Offenheit und hohes Interesse an internationalen Aufträgen. Deutsche Auftraggeber genießen einen besonders guten Ruf. Für den Standort spricht auch, dass Kroatien nach wie vor erhebliche Kostenvorteile gegenüber anderen EU-Staaten bietet. Laut Eurostat betrugen die durchschnittlichen stündlichen Lohnkosten 2023 in Kroatien 14,40 Euro. Der Durchschnitt der 20 Euroländer lag im selben Zeitraum bei 35,60 Euro, während im Nachbarland Slowenien eine Arbeitsstunde bereits durchschnittlich 25,50 Euro kostete. Wichtige Abnehmer in Automobilindustrie und Maschinenbau Im Inland werden kroatische Metallerzeugnisse traditionell in der Bauindustrie und im Schiffbau eingesetzt. Ein wichtiger Abnehmer ist darüber hinaus die Automobil- und Zulieferbranche. Die kroatische Niederlassung der deutschen König Metall ist beispielsweise auf die Fertigung von Zulieferteilen für die Automobilindustrie spezialisiert, entwickelt und produziert in Kroatien aber auch komplexe Blechwerkzeuge. In Slavonski Brod stellt das Gießereiwerk der französischen Saint Jean Industries Gehäuseteile für Pkw-Motoren her. Auch andere Gießereien produzieren vornehmlich für die Kfz-Industrie. Breit aufgestellt ist die Branche in der Präzisionsfertigung für den Maschinen- und Werkzeugbau. Das Unternehmen Metalis etwa bietet ein großes Produktportfolio: Mit 140 Beschäftigten ist der Traditionsbetrieb auf die Herstellung von Kabelrinnensystemen und Metallkonstruktionen spezialisiert, fertigt Ausrüstungen für Werkzeugmaschinen und bietet Dienstleistungen wie Laserschnitt, CNC-Fräsarbeiten sowie Verfahren zur Oberflächenbehandlung an. Vertriebsleiter Bojan Gorički berichtet, dass gut 99 Prozent der Produktion in den Export gehen, vorrangig nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. B.R.O.S.S. Tehnika produziert mit nur rund 20 Mitarbeitern in der Nähe von Rijeka hochpräzise Komponenten für Werkzeugmaschinen. Rund 98 Prozent der Fertigung werden exportiert, Deutschland ist dabei der mit Abstand wichtigste Abnehmer. Nach eigenen Angaben plant das Unternehmen eine deutliche Ausweitung der Produktionskapazitäten. Branchenführer stellt auf Komponenten für Elektroautos um Omco Croatia entstand 1997 nach Übernahme des kroatischen Werkzeugherstellers Straža Alatnica durch den belgischen Konzern Omco International. Inzwischen ist Omco Croatia einer der weltweit führenden Hersteller für Werkzeuge für die Glasflaschenproduktion. Aktuell weitet Omco International sein Produktportfolio auf die Zulieferung von Komponenten für Elektrofahrzeuge aus. Ein neuer Ventilblock für ABS-Bremssysteme in Elektromodellen soll 2026 in Kroatien in die Produktion gehen. An dem mittlerweile wichtigsten Standort der Omco Gruppe arbeiten über 700 Mitarbeiter. Ungenutzte Exportpotenziale auf dem deutschen Markt Laut einer Studie der kroatischen Wirtschaftskammer aus dem Jahr 2021 könnte die kroatische Metallindustrie ihr Exportgeschäft in verschiedenen Segmenten noch erheblich ausweiten. In der Analyse wird das ungenutzte Exportpotenzial für ausgewählte Produktgruppen aus der Differenz zwischen dem geschätzten Exportpotenzial und dem realisierten Exportwert ermittelt. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass zusätzliche Absatzpotenziale vor allem auf dem deutschen Markt bestehen. Die Kapazitäten fielen je nach Produktgruppe unterschiedlich aus, am höchsten seien sie bei Metallkonstruktionen, Eisen- und Stahlerzeugnissen, Aluminiumprodukten und -konstruktionen, Formen für Glas, Drahtwaren sowie Schrauben, Muttern oder Unterlegscheiben. Die AHK Kroatien kann eine größere Nachfrage deutscher Unternehmen nach Metalldienstleistungen und -produkten bestätigen. Sie unterstützt deutsche Einkäufer mit individueller Beratung bei der Geschäftspartnersuche vor Ort. Die Kammer in Zagreb ist Partner der Einkaufsinitiative Westbalkan und betreibt gemeinsam mit anderen Auslandshandelskammern der Region die digitale Lieferanten-Plattform AHK Europe Suppliers. Lieferantensuche mit der Einkaufsinitiative Westbalkan Seit 2015 organisiert der Bundesverband für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) B2B-Veranstaltungen für Lieferanten aus der Westbalkanregion, die mit deutschen Einkäufern vernetzt werden. Eine Fokusbranche ist die Metallindustrie. Partner sind die deutschen Auslandshandelskammern in der Region, einschließlich Kroatien und Slowenien. Die 10. Einkaufsinitiative Westbalkan findet am 12. Juni 2024 in München statt. Die Einkaufsinitiativen werden im Rahmen des KMU-Markterschließungsprogramms im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) umgesetzt. Quelle: Artikel von Kirsten Grieß/ GTAI
Forschungsuntersuchungen des Instituts für Sozialforschung in Zagreb zeigen, dass sich nur wenige Mädchen für MINT-Berufe entscheiden, obwohl sie in naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen bessere Ergebnisse erzielen als ihre männlichen Kollegen. Deshalb präsentiert die Initiative der Öffentlichkeit zeitgemäße Vorbilder, die junge Mädchen inspirieren und ermutigen sich für den Ingenieur-Bereich zu entscheiden. In diesem Jahr ging der Preis an eine Senior Software Ingenieurin der Firma mStart plus d.o.o., die durch ihre einzigartige Lebensgeschichte die Jury überzeugte. „Geht selbstbewusst euren Weg,“ ist Ladas Botschaft an junge Mädchen, die mit ihrem Beispiel gezeigt hat, dass sich Ausdauer und Standhaftigkeit immer auszahlen.
Deutschland gehört zu den wichtigsten bilateralen Wirtschaftspartnern Kroatiens. Die langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit unterstützt Kroatien bei der Erreichung seiner strategischen internationalen Ziele, wie am Mittwoch auf dem Deutsch-Kroatischen Wirtschaftsforum betont wurde, das von der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer organisiert wurde. Das Forum war Gastgeber der feierlichen Verkündung der "Ingenieurin des Jahres", ein Titel, der dieses Jahr der Ingenieurin Lada Borovina Kovjanić von der Firma mStart plus verliehen wurde. Es gingen mehr als 70 Bewerbungen aus allen Teilen Kroatiens ein.